Nach den Eindrücken in Shanghai, Suzhou und Hangzhou führt uns der zweite Teil unserer Tee-Reise in den Südosten Chinas – nach Wuyishan, in die Heimat des legendären Felsen-Oolong. Dort besuchen wir Teegärten, traditionelle Röststätten und erleben die Kunst der Teeherstellung hautnah.
Wuyishan in der Fujian Provinz - im Südosten Chinas
Besuch bei der Wuyi Rock Tea Produzentin
Wie die Pfadfinder starteten wir heute nach unserem obligatorischen Reissuppenfrühstück in die Berge - in die Wuyi Rock Mountains - auf den Spuren des Felsen Oolong. Wir kraxelten ein ganzes Stück um auch wirklich die Teebüsche zu sehen, von denen wir dann den Tee probieren durften. Und als Draufgabe erfuhren wir ganz genau, woher der Rauchgeschmack im Tee kommt - im Raum, in dem auch die Holzkohlenröstung in großen Bambuskörben stattfindet, werden einige Rauchgefäße mit Holzkohle aus Kiefernholz aufgehängt und der Raum dann geschlossen. Beim Whisky wussten wir es ja schon - für die Teefreaks unter uns: da wird zur Trocknung der gemälzten Gerste feuchter Torf ins Feuer geworden, um Rauchgeschmack zu bekommen.
Im heute besuchten Partnerbetrieb von Länggass Tee wird vor allem die berühmte und klassische Teepflanzenvarietät Da Hong Pao (Rote Robe) verwendet. Es sind alte Büsche mit größeren Blättern. In der Wuyi Gegend soll es ca. 300-400 verschiedene Arten Teebüsche geben. Die Emanzipation scheint hier kein Thema zu sein, es ist ein Familienbetrieb und Chefin ist hier eindeutig die Frau. Leider sind wir gerade noch um eine Woche zu früh dran, um den Teepflückerinnen bei der Arbeit zuzusehen, die Ernte beginnt erst. Gepflückt werden beim Tee die Knospe und 3 Blätter. Es ist klar, dass es Zeit braucht, bis die Blätter den Geschmack des felsigen Bodens aufnehmen können. Gewelkt wird, bis der Tee nur noch ca. 80% Feuchtigkeit hat, die Zeit hängt vom Wetter ab, ca. 40 Minuten. Man zeigt uns die Metalltrommeln, in denen der Tee in Partien zu 50 kg mit einer Temperatur von 28-32°C 12-15 Stunden anfermentiert wird - für Schwarztee wären es 30 Stunden. Für 20 Minuten wird er dann mit Holzbefeuerung und 120°C in einer anderen Trommel gerollt. Die Form erhält dieser Oolong durch eine Maschine, die wir in ganz ähnlicher Art von der Schwarzteeproduktion in Sri Lanka her kennen. Bei diesem Tee bleiben die Blätter ja größer und er wird nicht zu Kugeln gerollt. Fasziniert hat uns das Rösten mit Holzkohle. Die Temperatur unter den geschlossenen Bambuskörben ist 70-80°C für 12 Stunden. Am Anfang wird der Tee alle 40 Minuten bewegt, später dann einmal in der Stunde. Der Tee sollte nach dem Rösten mindestens 2 Wochen ruhen.
Wir verkosten Shui Xian shien und Da Hong Pao, aufgegossen mit einer Wassertemperatur von 95-100°C. Schlürfen macht hier wirklich Sinn, erstens verbrennt man sich nicht den Mund und zweitens wird dadurch der Tee im ganzen Mund verteilt und es kommt Sauerstoff dazu, man schmeckt eindeutig mehr. Nach einer kleinen Weile wird Süße im Mund spürbar. Wir probieren einen viermal gerösteten Tee von der letzten Ernte, Jin Jun Mei Schwarztee und Rauchtee Lapsang Souchong - Zheng Shan Xhong Xiao - aus wilden Teepflanzen von alten Teebüschen. Die Grundbasis des Rauchtees ist Schwarztee.
Chinesischen Schwarztee kann man ohne weiteres mehrmals aufgießen, da er wesentlich länger fermentiert wurde als z.B. ein Darjeeling.
- und eines vielleicht noch in eigener Sache - es kann leicht sein, dass sich der eine oder andere Übersetzungsfehler oder ein Missverständnis eingeschlichen hat - wer also einen Fehler findet, kann ihn gerne behalten - oder natürlich mich informieren, dazulernen tue ich immer gerne!
Naturschutzgebiet Wuyishan mit den berühmten Teegärten
Bilder sagen mehr als Worte, wir spazierten heute durch den Naturschutzpark mit seiner Vielfalt an Teebüschen und genossen eine Bambusgondelfahrt.
In der Wuyi Rock Tea Fabrik
Für hiesige Verhältnisse sicher eine Fabrik, aber wenn wir an Betriebe mit CTC Produktion in Sri Lanka denken (von denen Ronnefeldt aber keinen Tee bezieht), wirkt es für uns höchstens wie eine kleine Teemanufaktur. Zwei Schwestern und ihr Cousin führen die Geschäfte in 3. Generation und alle drei sind sehr um uns bemüht. Gegenseitige Geschenke werden überreicht. Zuerst zeigt man uns voller Stolz im Überblick die gesamte Produktion und dann bekommen wir eine Vorführung über frühere Produktionsweisen. Als man die Trommeln zur Anfermentierung des Tees noch nicht hatte, wurde er auf Bambuskörben ca. 8 Stunden lang hin und her geschüttelt. Wir probieren es auch und müssen wieder einmal feststellen, dass wir doch bei unserer Arbeit bleiben sollten. Die Blätter des Tees sind wesentlich größer wie beim Long Jing und es werden mehrere Blätter und die Stängel verwendet, die später wieder aussortiert werden.
Das Blatt für den Wuyi Rock Oolong Tee wird ca. 4 Stunden gewelkt und kommt dann bei 36°C-37°C für 8-12 Stunden in die Drehtrommel - zuerst bei langsamer Drehung, dann schneller. Die Drehung erfolgt nach einer gewissen Zeit auch in entgegengesetzte Richtung. 150 kg fasst diese Maschine, doch ein ziemlicher Unterschied zur Produktion wie wir Sie vor 2 Tagen erleben durften. Dann kommen die Blätter für 10 min bei 300°C in die nächste Drehmaschine, hier wird die Fermentation gestoppt. Der Tee wird gerollt in einer Maschine, wie wir sie in ähnlicher Form aus Sri Lanka kennen (dort werden damit die Blätter aufgebrochen um die Fermentation in Gang zu setzen). Hier findet aber die Formgebung für die Blätter statt. 10min. bis 40min. wird hier gerollt, das hängt vom Tee ab, Schwarztee braucht länger. Der Tee wird dann noch in der großen Maschine getrocknet, bei 140°C ca. eine halbe Stunde lang. Schwarztee wird nach dem welken, anfermentieren und rollen in Körbe gegeben und mit feuchten Tüchern für 4-6 Stunden zugedeckt, um ihn noch weiter fermentieren zu lassen, kommt dann in eine Maschine um ihn wieder aufzulockern und wird dann getrocknet.
Das Rösten des Tees in Bambuskörben in der eigenen Kammer (mit Holzkohle unter den Körbe) findet bei 80°C-100°C statt, je nach Tee wird alle 40min. gemischt und geröstet wird 5-6 mal. Der Tee muss dann mindestens 2 Wochen ruhen.
Spannend für uns ist die Maschine zum Tee pressen. Für einen Teefladen benötigt man ca. soviel Tee, wie in zwei Liter-Gefäße hinein passt. Dann wird der Tee 1 Stunde lang stark gepresst. Solche Tees sind ein beliebtes Geschenk, oft mit Firmenprägungen oder wie jetzt gerade eben mit Pferden - zum Geburtstag im Jahr des Pferdes. Der Tee wird meistens aufgestellt und ist nicht vordringlich zum Trinken gedacht.
Schwarztee wird nach dem welken, anfermentieren und rollen in Körbe gegeben und mit feuchten Tüchern für 4-6 Stunden zugedeckt, um ihn noch weiter fermentieren zu lassen und dann bei 70-100°C getrocknet.
Jetzt geht es an die Verkostung und wir bewundern die Selbstverständlichkeit in der Handhabung des Teegeschirrs, das für uns "Westler" doch am Anfang nicht so einfach ist. Wir probieren, wieder unter lautem Schmatzen, Rougui und Qi Lan, stark gerösteten Da Hong Pao - sieben mal geröstet mit 120°C, jeweils eine Stunde lang. Den Schweizern unter uns steht der Sinn jetzt sehr nach Schokolade, auch eine Süßigkeit würde sicher gut dazupassen, aber wir sind ja zum "Arbeiten" da, um die verschiedenen Nuancen herauszuschmecken. Der Betrieb produziert ausgezeichneten Rougui und die Chefin hat Freude daran,uns die Teesorten raten zu lassen. Da es allerdings teilweise unbekannte Teevarietäten sind, haben wir ziemliche Schwierigkeiten damit. Die Oolong Teeproduktion des letzten Jahres war sehr gut, ein ausgezeichneter Jahrgang, besser als die Jahre zuvor. Ein entscheidender Qualitätsfaktor ist hier das Wetter. Die meisten Teeproduzenten stellen ihre Tees in verschiedenen Qualitäten her.
Unser Gala-Abschlussessen in Wuyishan
Nach einem wunderschönen, romantischen Gala-Abendessen in Wuyishan machten wir uns auf eine lange Zugreise im Liegewagen nach Shanghai. Kurz vor unserem Abflug war noch "Power-Shopping" angesagt, um Souvenirs für unsere Lieben zu Hause und für mich eine typisch chinesische Kleidung (aus dem Museumsshop) zu finden. Wir sind zufrieden, glücklich und freuen uns auf daheim. Vielen Dank nochmals allen Organisatoren und Helfern. Michaele + Harald Moosbrugger
Wer nun selbst Lust bekommen hat, die Vielfalt chinesischer Tees zu entdecken – hier geht’s zu unseren Spezialitäten aus China und Taiwan.