Tee Reise Taiwan 2011

Tee-Reise nach Taiwan – Begegnungen, Eindrücke und Oolong-Magie

Es war für uns eine große Ehre, an der 2011 von der Expertin Meng-Lin Chou organisierten Tee-Reise in die Teeanbaugebiete Taiwans teilzunehmen. Sie ist Inhaberin des Teehauses Shuitang in Zürich. Reisebegleiter in Taiwan war ihr Lehrer Chen Huangtang – besser bekannt als Atong – ein sehr angesehener Teemeister. Von seiner Frau und der gesamten Familie von Meng-Lin wurden wir sehr herzlich aufgenommen und kulinarisch verwöhnt.

Gleich zu Beginn konnten wir ein Riesenfeuerwerk zum Nationalfeiertag – 100 Jahre Taiwan – vom 89. Stock des Taipei 101 bestaunen, bis vor wenigen Jahren noch das höchste Gebäude der Welt. In einer Gruppe von über 20 Personen erkundeten wir Teegeschäfte, besuchten die berühmte Porzellanstadt Yingge, erhielten Unterricht im Büro von Atong und besichtigten Teeanbaugebiete wie Muzha, Shan-Lin-Xi – ein spezielles Anbaugebiet für Hochlands-Oolong –, den Dong-Ding-Berg und Küstenregionen im Norden.

Der Höhepunkt unserer Reise war das Mitproduzieren unseres eigenen Tees in Mingjian, dem zentralen Anbaugebiet für taiwanesische Oolongs. Dabei durften wir jeden Verarbeitungsschritt erleben – von der Pflückung bis zur Fermentation und Trocknung.

Zwischen Gaiwan und Gong Fu Cha – Teekultur zum Anfassen

Teemeister Atong im Teefeld in Mingjian, Taiwan

Teemeister Atong zeigt uns die Feinheiten seiner Bio-Mischkultur. Zwischen Maniok, Ananas und Teebüschen lernten wir, wie sorgfältig jeder Arbeitsschritt mit dem Klima abgestimmt ist. Ein Highlight war seine Aussage: "Wenn man grob ist, wird der Tee wütend. Wenn man Geduld hat, sind die Teeblätter sanft." Hier ein Oolong, der seine Handschrift trägt - Mingjian Wuyi Oolong aus Atongs Garten

Meng-Lin Chou und das Teehaus Shuitang

Meng-Lin Chou mit Teeblättern

Ohne Meng-Lin Chou, unsere Gastgeberin, hätten wir viele dieser Erlebnisse nicht machen können. Als Gründerin des Teehauses Shuitang verbindet sie tiefes Wissen über asiatische Teekultur mit westlicher Zugänglichkeit. Ihre große Gabe liegt in der Vermittlung zwischen Welten: zwischen Bauern und Trinkenden, zwischen Tradition und urbaner Gegenwart. Einige ihrer ausgewählten Oolong-Tees führen wir heute mit Stolz in unserem Sortiment.

Keramik, Kalligrafie und Wabi-Sabi

Im Wistaria Tea House in Taipeh bekamen wir eine besondere Widmung: Eine Kalligrafie, die heute – übertragen auf eine handgefertigte Lampe der Vorarlberger Künstlerin Birgit Sargant – in unserem Geschäft in Dornbirn hängt. Ihr Licht erinnert uns täglich daran, wie nah Tee und Leben beieinanderliegen. Zhou Yu, der Inhaber des Teehauses, ist ein Philosoph des Tees – sein Haus ein Ort der Ruhe, Reflexion und Freundschaft.

Persönliche Kalligrafie im Wistaria Tea House, Taipeh

Vom Teefeld zur Trommel: Oolong erleben

Grüne Rollmaschine zur Oolong-Verarbeitung in Taiwan

Die Beobachtung, wie frischer Oolong geerntet, gewelkt, fermentiert und gerollt wird, war für uns besonders eindrucksvoll. Schon beim Sonnenwelken veränderte sich der Duft der frischen Blätter, und jedes Wenden, jede Pause, jeder Temperaturwechsel hatte spürbare Auswirkungen. Besonders faszinierend war die Ruhe und Präzision der Arbeit – nichts geschieht hastig, alles folgt dem Rhythmus des Blattes. Der Duft verändert sich mit jedem Schritt: von fruchtiger Longan-Note zu grasiger Frische bis hin zu süßem Apfel. Schließlich kommt der Tee in die Rollmaschine und wird mit kontrollierter Wärme getrocknet – dabei entfaltet sich sein Charakter. Wie Atong sagte: "Tee ist Transformation. Wie das Leben."

Einblick in die Welt des Pu Erh: Besuch bei Msu You

Pu Erh Verkostung mit Msu You

Ein weiteres besonderes Erlebnis war der Besuch bei Msu You, einem Pu-Erh-Experten mit beeindruckender Tiefe. Jedes Frühjahr verbringt er mehrere Monate in Yunnan, um dort Pu Erh Tees aus alten, wildwachsenden Teebäumen eigenhändig zu produzieren. Seine Hingabe zur traditionellen Verarbeitung und sein feines Gespür für Qualität machten diesen Besuch zu einem der eindrücklichsten unserer Reise.

Besonders faszinierend war ihre Verkostung: Fladen von alten Bäumen mit goldenem Aufguss, gepresst und gelagert nach überlieferten Methoden. Seine Philosophie: \"Guter Tee braucht Zeit – und eine klare Absicht.\" Einige seiner Pu Erh Tees finden Sie auch in unserem Sortiment.

Ausklang mit Tiefe

Unsere Reise endete mit einem Besuch im Nationalen Palastmuseum und einem wunderschönen Abend, der von kantonesischer Küche bis Nachtmarktkultur alles vereinte. Aber was bleibt, ist mehr als eine Erinnerung: Es ist eine Haltung. Eine Achtsamkeit, die mit jeder Tasse Tee neu belebt wird.

Weitere Einblicke in unsere Tee-Reisen finden Sie hier.

Unsere Oolong-Tees aus Taiwan entdecken Sie hier.

Text & Fotos: Michaele Moosbrugger