Japanische Teezeremonie in Dornbirn
Eine besondere Begegnung, die uns tief berührt hat: Im Frühling durften wir eine Teezeremonie mit Frau Prof. Toshiko Kikkawa in unserem Teeladen erleben.
Die Bilder fangen besondere Momente dieses Abends ein – von der respektvollen Begrüßung über das ruhige Erklären bis zur konzentrierten Zubereitung der Schale Matcha. Frau Prof. Kikkawa hat mit bewundernswerter Ruhe und Herzlichkeit durch die Zeremonie geführt. Besonders bewegt hat uns, mit welcher Feinfühligkeit sie auf unsere Gäste eingegangen ist: jede Erklärung klar, jede Geste voller Achtsamkeit, jedes Lächeln ein stiller Ausdruck tiefer Gastfreundschaft. Es war ein Abend, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Diese besondere Erfahrung weckte großes Interesse: Viele Gäste wollten mehr über die Hintergründe der japanischen Teezeremonie erfahren. Deshalb geben wir im Anschluss einen Einblick in den Teeweg – von der Ausbildung der Teemeister:innen über die drei großen Teeschulen bis zur Philosophie der Gastfreundschaft.
Der Weg zur Teemeisterschaft
Der Weg zur Teemeisterschaft ist lang und anspruchsvoll. Eine intensive Ausbildung zum Teemeister (茶道師範, Chadō-Shihan) nimmt oft rund zehn Jahre in Anspruch – und selbst danach lernen viele ein Leben lang weiter. Man beginnt als Nyūmon (Neuling) und durchläuft zahlreiche Stufen unter der Leitung einer der großen Teeschulen Japans. Die Ausbildung umfasst nicht nur die korrekte Durchführung aller ritualisierten Handlungen, sondern auch Künste wie Kalligraphie, Keramik, Blumengestaltung (Chabana) sowie tiefgehende Kenntnisse zu Teearten, Geschichte und Etikette.
Die drei großen Teeschulen Japans
Die heute bekanntesten Linien gehen auf Sen no Rikyū zurück, der im 16. Jahrhundert als bedeutendster Teemeister Japans wirkte. Aus seiner Familie entwickelten sich drei Hauptschulen, die sogenannten Sansenke:
Urasenke (裏千家)
Die größte und international aktivste Schule, mit Sitz in Kyōto. Sie legt besonderen Wert auf die Gastfreundschaft und hat weltweit zahlreiche Niederlassungen, auch in Europa. Weitere Informationen: urasenke.or.jp
Omotesenke (表千家)
Ebenfalls in Kyōto ansässig. Diese Schule betont schlichte Ästhetik und Zurückhaltung – ihre Teezeremonien gelten als besonders reduziert und puristisch.
Mushakōjisenke (武者小路千家)
Die kleinste der drei, benannt nach der Straße in Kyōto, an der sie ihren Sitz hat. Auch sie bewahrt die Tradition des Teewegs und wird bis heute von Nachfahren Rikyūs geführt.
Die Kunst der Achtsamkeit – Gastfreundschaft im Teeweg
Die vielleicht höchste Kunst des Teemeisters besteht darin, sich vollkommen auf seine Gäste einzulassen. Die japanische Gastfreundschaft (Omotenashi) zeigt sich in jedem Detail – von der Auswahl der Teegeräte über die Dekoration bis hin zum Umgang mit Wetter, Tageszeit und Stimmung im Raum. Gastgeber:innen stimmen jede Zeremonie individuell ab: „Bereite eine köstliche Schale Tee; rufe im Sommer Kühle, im Winter Wärme hervor“ – so formulierte es Sen no Rikyū.
Im Zentrum steht der Moment der Begegnung: Ichigo-ichie („nur dieser eine Moment“) erinnert daran, dass jede Zusammenkunft einmalig ist. Gastgeber:innen und Gäste begegnen sich mit Respekt, Achtsamkeit und Offenheit – und schaffen gemeinsam einen Raum der Harmonie, der lange nachwirkt.
Quellen (Auswahl)
- Urasenke Foundation
- EKO-Haus der Japanischen Kultur Düsseldorf
- Japanisches Kulturinstitut Köln (Stand: Juni 2025, derzeit keine sichere Verbindung verfügbar)