Matcha ist mehr als nur ein Trendgetränk. Der fein vermahlene Grüntee aus Japan blickt auf eine jahrhundertealte Tradition zurück – und erlebt gleichzeitig eine moderne Renaissance. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie echter Matcha hergestellt wird, was ihn so besonders macht, welche Anbaugebiete es gibt und welche Entwicklungen die Matcha-Welt aktuell bewegen. Wenn Sie direkt ins Sortiment eintauchen möchten, finden Sie unsere Auswahl an hochwertigem Matcha unter Matcha im Moses Tee Shop.
Von der Teepflanze zum Matcha – ein besonderes Verfahren
Damit aus grünen Teeblättern hochwertiger Matcha wird, sind zahlreiche aufeinander abgestimmte Schritte nötig. Anders als bei Sencha oder Bancha werden die Teeblätter für Matcha nicht gerollt, sondern speziell verarbeitet:
Beschattung: Etwa drei Wochen vor der Ernte werden die Teesträucher mit Netzen beschattet. Der Lichtentzug führt zu einer höheren Konzentration von Chlorophyll und Aminosäuren, insbesondere L-Theanin. Dadurch erhält Matcha seine leuchtend grüne Farbe und sein typisches Umami-Aroma.
Ernte: Geerntet wird meist zur ersten Pflückung im Frühling. Entscheidend ist nicht das ganze Blatt, sondern das feine Blattfleisch ohne Mittelrippen und Stängel. In vielen Betrieben erfolgt die Ernte maschinell, in kleineren Teegärten teilweise auch per Hand oder mit handgeführten Scheren.
Verarbeitung zu Tencha: Die Blätter werden kurz gedämpft, getrocknet (ohne Rollprozess) und anschließend sorgfältig sortiert. Stängel und grobe Blattadern werden entfernt – übrig bleibt der sogenannte Tencha.
Vermahlung: In traditionellen Granitsteinmühlen wird der Tencha langsam zu feinem Matcha-Pulver vermahlen. Eine Mühle produziert lediglich 30 bis 40 Gramm pro Stunde. Diese langsame Verarbeitung verhindert Hitzeeinwirkung und bewahrt Farbe sowie Aroma.
Warum echter Matcha so selten ist
Nur etwa 6 % der japanischen Teeproduktion entfällt auf Matcha. Selbst innerhalb der ersten Pflückung wird nur ein kleiner Teil der Blätter zu Tencha verarbeitet – und davon wiederum nur ausgewählte Chargen zu Premium-Matcha. Der aufwendige Herstellungsprozess, die begrenzte Mahlkapazität und die steigende Nachfrage machen hochwertigen japanischen Matcha zu einer echten Rarität.
Wichtige Anbaugebiete und ihre Charakteristik
Uji (Kyoto): Historisches Zentrum der Matcha-Kultur. Hier wird Matcha seit Jahrhunderten kultiviert. Die Qualität ist meist sehr hoch, der Geschmack tiefgründig, süß und vollmundig – ideal für Puristen und Zeremonien. Unser Uji Matcha Premium bio stammt aus dieser traditionsreichen Region und überzeugt mit eleganter Ausgewogenheit.
Kagoshima: Ganz im Süden Japans gelegen, heute führend in der Produktion von Bio-Tencha. Die Tees aus Kagoshima sind kräftig, farbintensiv und oft angenehm süßlich – ideal für vielfältige Anwendungen. Unser meistverkaufter Matcha aus dieser Region, der Miumori Kirishima Matcha Bio, eignet sich jedoch auch pur hervorragend, etwa als Usucha. Eindrücke von unserem Besuch bei Shutaro Hayashi im Teegarten in Kirishima finden Sie im Blog.
Miyazaki: Bekannt für elegante, ausgewogene Bio-Tees aus kleineren Betrieben. Matcha aus Miyazaki ist oft mild, harmonisch und besonders alltagstauglich. Wir haben die Familie Morimoto 2024 vor Ort besucht – ein Erlebnis, das wir in unserem Reiseblog teilen.
Weitere wichtige Regionen sind Nishio (Aichi) und Teile von Shizuoka, auch wenn sie in Europa weniger bekannt sind.
Neue Trends: Zwischen Tradition und Moderne
📚 Neuer Hotspot: Chazuna – Tea Museum in Uji
Seit 2021 bereichert Chazuna – ein interaktives Tea Museum im Historical Park of Tea and Uji Town – die Szene in Uji. Die Einrichtung, Chazuna Uji Tea Museum, verbindet digitale Ausstellungen über die Geschichte des Uji-Tees mit handwerklichen Erlebnissen: Besucher mahlen ihr eigenes Tencha vor Ort auf Granitsteinmühlen und bereiten unter Anleitung echten Uji-Matcha zu. Das Museum ist barrierefrei, mehrsprachig und ideal für Teeliebhaber:innen, die den Ursprung des Matcha hautnah erleben möchten.
Wer mehr über die teeinspirierten Orte in Uji erfahren möchte, findet einen inspirierenden Reisebericht in unserem Blog über den Nakanishi Teegarten in Uji – ein wunderbarer Einblick in traditionelle Teekultur und handwerkliche Teeproduktion.
Während Matcha in Japan lange vor allem im Kontext der Teezeremonie konsumiert wurde, ist er heute Teil eines modernen Lifestyles geworden. Cafés in Tokyo und Kyoto bieten kreative Varianten wie Matcha-Cocktails, Soft-Eis oder sogar herzhafte Gerichte mit Matcha. In der internationalen Community ist Matcha längst Instagram-Star und Superfood zugleich.
Auch im Herkunftsland selbst tut sich viel: In Japan geht der Konsum von klassischem Grüntee seit Jahren zurück – doch Matcha bildet eine Ausnahme. Die wachsende internationale Nachfrage hat dazu geführt, dass sich immer mehr Teebauern auf die Produktion von Tencha spezialisieren. Viele erhalten staatliche Unterstützung für die Umstellung ihrer Teefelder. Gleichzeitig kommt es aufgrund der limitierten Mahlkapazitäten bei hochwertigen Produzenten wie Marukyu Koyamaen oder Ippodo zu Lieferengpässen. Manche Traditionshäuser rationieren vorübergehend den Verkauf.
Bemerkenswert ist zudem die Rolle junger Produzent:innen, die alte Handwerkstechniken mit neuen Methoden kombinieren – darunter nachhaltige Bio-Anbauweisen, sortenreine Matchas und eine transparente Kommunikation mit Kund:innen weltweit.
Fazit
Echter Matcha ist mehr als ein grünes Pulver. Er ist das Ergebnis jahrhundertealten Wissens, sorgfältiger Handarbeit und moderner Innovation. Wer Matcha versteht, erkennt die Tiefe hinter jeder Schale – und die Vielfalt, die sich von Region zu Region entfaltet. Ob traditionell zubereitet oder kreativ interpretiert: Matcha ist gekommen, um zu bleiben. Eine ausführliche Anleitung zur klassischen Zubereitung finden Sie übrigens in unserem Beitrag zur Matcha-Zubereitung.